Die EJZ denkt um?

Leserbrief

Erstaunlich, aber erklärbar. Die EJZ berichtet groß über kleinste E-Fahrzeuge. Dabei werden sonst eher Autos vorgestellt, die bei 250 km/h „abgeregelt“ sind und dem gestrigen Denken der euopäischen Auto-Industrie entsprechen: große, dicke, schwere Fahrzeuge.

Nun hat der Vater eines Redakteurs so einen chinesischen E-Murkel gekauft und entdeckt, das das für den Nahverkehr eine Lösung ist („Wieder auf Achse“). Glückwunsch. Leider passiert das in Konzern-Leitungs-Familien nicht. Sonst müssten wir nicht chinesische Reisschachteln im lntemet kaufen.

Meine Partnerin und ich fahren seit sechs Jahren die Klasse 6Le oder 7Le, also geschlossene Fahrzeuge mit drei oder vier Rädem, mit Versicherungskennzeichen, wie ein Mofa, max. 45 km/h, mit und ohne (max. 25 km) Führerschein. Teilkasko kostet ca. 140 Euo und wir laden an Normal-Steckdosen. Wegen der Umwelt fahren wir nicht starke Lithium- sondem Blei-Gel-Akkus, deren Recycling erprobt ist.

Vorsicht bei den Hersteller-Angaben! Da ist viel Phantasie im Text. Leider kann ich die Aussage des Lüchower Schraubers: „Eigendich geht an den Dingem ja auch nix kaputt“, nicht bestätigen. Wir fahren Modelle mit vier Rädern, zwei Sitzen nebeneinander, Audio-System, Kamera und Klima-Anlage. Leider geht die schnell kaputt und unsere Werkstatt bekommt keine gültigen Schaltpläne.

Wer einge tausend Kilometer im Jahr fährt, merkt: die kleinen Räder (135/70 R12Zoll) haben einen hohen Verschleiß. Beim Wechsel ist die Sturz-Einstellung Gefühlssache, denn passende lnstrumente gibt nicht.

Die Fahrbahn ist nahe, die Federung ist minimal. Go-Cart-Fahrgefühl. So einen Kleinen haben wir geschrottet. Frontal. Folge: Totalschaden am Fahrzeug und Gurtprellung der lnsassen. Dennoch: das Fahren macht Spaß und der Umweltschaden ist minimiert, bei einem Fahrzeug das leer nur 425 kg wiegen darf – fast so hoch wie ein SUV, kaum länger als ein Fahrrad und nicht breiter als ein Zweisitzer-Sofa (2350 x l450 x l550 mm) ist.

Diese „Autos“ könnten viele Probleme der ländlichen Mobilität lösen, wenn es sie in europäischem Standard geben würde. Es gibt sie auch bis zu 80 kmm. Leider sind europäische Micro-Cars teuer – weil sie aus Klein-Serien kleiner Firmen kommen. Auch die Asiatischen kosten bis 14.000 Euro – selbst wenn der Grundpreis geringer ist.

Doch haben diese Fahrzeuge ein sehr rasch wachsenden Markt. In Dänemark fährt gefühlt jeder zweite Alte so ein Pumuckel. Selbst im Wendland wird es gaaanz langsam mehr. Aber Vorsicht: es gibt in Deutschland Händler, die man kaum als seriös bezeichnen kann. Privat gebe ich gerne Erfahrungen weiter.