Kategorie: Gedichte

Kunst muß passen

Kunst muß passen

 

Kunst

ich frage sie, wann

ist die Kunst gut?

Kunst, auch wenn sie gut gemeint ist,

sag ich immer,

Kunst muß kompatibel sein.

Also, ist sie zu groß,

wenn Kunst –

selbst bei geteilter Rücklehne –

bloß

nicht ins Auto paßt…

Das geht nicht.

Sowas kann man nicht machen.

Im Flugzeug bekommen sie ja

auch nicht mehr zu essen

als Sie in eine Tüte kotzen können.

Nee, sowas geht nicht.

Kunst muß kompatibel sein.

Aber: was Besonderes.

Das soll man auch sehen,

das es Kunst ist.

Sonst ist das ja sinnlos.

Aber Kunst muß passen.

Eine Kunst die nicht paßt,

kann man nicht verkaufen.

Gut hier auf dem Land.

Wenn der Landwirt

so ein Bild

mit dem Gummiwagen holt…

Das mag gehen.

Aber dann?

Wohin damit?

Groot Däl. Umgebaut, verglast.

Einen Monat später, Familienfest.

Verwandte sind entsetzt.

Ihre Kinder stecken sie

in die Zappeljacke –

wegen Macke –

und übernehmen das Haus.

Aus.

Ja, Kunst

die nicht paßt, ehrlich,

die ist gefährlich.

Später dann,

wohin mit der bepinselten Platte?

Verstärkt mit der einen oder anderen Latte…

Seitenwand für eine Saubucht?

Kunst auf Wohnzimmerflucht?

Wer will da die genetischen

Folgen abschätzen?

Und die ästhetischen?

Gut, Kunst im Kuhstall

das wissen wir schon,

bei Bach,

da steigt die Milchproduktion

bei ner Kuh.

Aber glauben Sie, das es stimmt,

durch so einem Schinken nimmt

eine Sau schneller zu?

Nee, wenn die Kunst nicht kompatibel ist,

da bleibt nur eins:

Grosse Kunst.

Eine große Kunst

ist es eben,

Käufer zu haben,

mit einer Villa mit großen Wänden.

Die leisten sich schon

mal eine Kunstspedition.

Das ist die ganz große Kunst.

Der Sponsoren Gunst.

Nun wissen sie’s.

Kunst muß eben passen.

nonEgalitè

Alle Menschen sind nicht frei.

Alle Menschen sind nicht gleich.

Alle Menschen sind nicht Brüder.

..

..

..

Menschen sind nicht alle frei.

Menschen sind nicht alle gleich.

Menschen sind nicht alle Brüder.

.

Beethoven war ein Utopist.

Wurde er deshalb taub?

Überfluss bringt nur Verdruß

Wer die Armut nicht kennt,

weiß den Reichtum nicht zu würdigen.

Wir tragen Stoffe

von denen die Könige früherer Zeiten

nicht einmal träumen konnten.

Wir leben in warmen Häusern,

arbeiten in gekühlten Räumen,

essen bis zum Kotzen.

Wir spülen unsere Scheiße

mit Trinkwasser fort.

Wir können selbst Krankheiten heilen,

die wir früher nicht bekommen hätten,

weil wir nie so alt geworden wären,

daß wir sie hätten haben können.

Und, hat uns das was genutzt?

Arme reiche Kinder:

Wer die Armut nicht kennt,

weiß den Reichtum nicht zu würdigen.

Wir fressen die Blüte der Welt –

mit Stumpf und Stiel, in Raum und Zeit –

kahl, bis zur Wurzel.

Und kein Schwein hat Spaß dabei.

Alle klagen.

Das ist Tragik.

Hätte ich nichts Besseres zu tun –

könnte ich mich darüber ärgern.

Unter einer Linde – nicht von Heinz E.

Unter einem Baum
ner Linde
träumte Traudel
von nem Kinde –
mit dem Manne
den sie hatte.
Doch ihr Auto hatt’n
Platten.

Jetzt beim Bücken
zeigte sie dem geilen Gatten
ihren garnicht platten
fortgeführten unt’ren Rücken.
Und der Hintern
den sie hatte,
bewirkt bei ihm
die schönste Latte.

Unter einem Baum
ner Linde
versucht der Gatte
sich am Kinde
zeugen
schwitzend
beugen…

Wie in Glut
er sich bemühte,
diese Linde
Saft versprühte.
Klebrig klebt auf seiner Schulter platt
ein kleines grünes Lindenblatt.
Ja, das störte schon, ach schade,
und so schrumpft nun grade
seine kleine Zeugungsmade.

Es zaust der Wind
die Lindenkrone
und so geht es ohne
Kind
zum Abschlepp-Dienst.

Und die Moral?
Beim Verhüten
ohne Gummitüten
helfen vielleicht Lindenblüten.
Die Liebe unter einer Linde
klebt –
doch führt nicht oft
zum Kinde.