60 Jahre Widerstandskultur

60 Jahre Widerstandskultur
Formen und Inhalte des Protestes in der BRD. Ein Vortrag, gehalten zur Kulturellen Landpartie 2018

Die 68er – die Friedensbewegung – der Anti-Atomprotest.

Im Bewusstsein der Öffentlichkeit gibt es nur diese drei Protestbewegungen. Das ist falsch. Wer verstehen will, wie sich der Gorleben-Widerstand entwickelt hat, kann das nicht tun, ohne die Widerstandskultur der BRD zu betrachten.

Die erste Protestwelle des Wirtschafts-Wunder-Deutschlands war die Protestbewegung gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands und die Atom-Rüstung. Als markantestes Symbol sind die Ostermärsche zu nennen, die bis in die endsechziger Jahre Zehntausende mobilisierten. Auch das war eine außerparlamentarische Opposition – die übrigens einem gewissen Helmut Schmidt gar nicht gefiel.

„Ein Abgrund von Landesverrat“, tat sich auf, als der Spiegel aufdeckte, das Franz Josef Strauss Verteidigungsminister aus Bayern, Papp-Panzer bauen ließ, um Geld locker zu machen. FJS ließ die Redaktion stürmen und inhaftierte den Chefredakteur Augstein. Das war die Spiegel-Affaire.

Die Existenz der DDR, des Kalten Krieges, der engen Bindung an die USA, stellte jede Aktivität jenseits der Meinung der Springer-Presse sofort als „kommunistisch“ dar. Der 17. Juni 1953, Ungarn 1956, der Mauerbau und die Stalin-Ära einerseits und die tiefgreifenden Seilschaften der Nazis – unterstützt von den USA – in der BRD andererseits, schufen ein Klima, eine bleierne Decke unter der das unpolitische aber anti-kommunistische Kleinbürgertum die Gesellschaft prägte.

„Isch bin ain Börliner“. Auch mein pubertäres Berliner Herz schlug für Kennedy, Gleichheit, Brüderlichkeit, Gemeinsamkeit. Ich war für das Kibbuzim bauende Israel. „Tod den Feinden Israels und den palestinensischen Vergewaltigern!“ Die Juden und Israel – die Leon Uris Quo-Vadis-Verfilmung trieb mir die Tränen in die Augen. Was wußte ich 13jähriger über Propaganda? Und ich war gegen Krieg und Wiederbewaffnung: „Nie wieder soll von deutschem Boden ein Krieg ausgehen“.

In der Wochenschau im Kino: Der mit dem Schuh auf den Tisch haut! Die Kuba-Krise, Raketen vor Amerika. Ein ganz böser Sowjet-Chef Nikita Chrustschow. Guter JFK, gutes Amerika, schützt die freie Welt. Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit!

Nur ein toter Indianer, ist ein guter Indianer! John Wayne war der Gute. Der Indianer – dem er das Land wegnahm – der Böse. Da wusste ich noch nicht, das die Indianer das Skalpieren von den Weißen gelernt hatten.

Die kolonialen Befreiungskriege, bewegten Anfangs der Sechziger nicht nur die Welt sondern sickerten auch in die vermuffte deutsche Öffentlichkeit. Vietnam. Dien Bien Phu. Die Rolle der im Kolonialkrieg geschlagenen Franzosen war nicht so präsent, aber das unser „Amerika“ sich in Vietnam die Finger schmutzig machte, das es anders handelte, als es freiheitlich-demokratisch predigte, wurde von Monat zu Monat deutlicher. Mit der Kennedy-Ermordung war der Glo-rien-Schein des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten endgültig dahin. Amis raus aus USA – Winnetou ist wieder da!

Die Diskriminierung des farbigen Teils der USA-Bürger und der Nativ Nations wurde immer sichtbarer. Die führende Macht der freien Welt stand plötzlich für andere Begriffe: Rassismus. Imperialismus. Militarismus.

Was hat das mit Gorleben zu tun?

Erstmal Nichts.

Es beschreibt nur das globale Umfeld der fünfziger und sechziger Jahre und das hatte Auswirkungen auf die innere Entwicklung (West-)Deutschlands. Im Schatten der Weltereignisse begann die heile Welt der restaurierten Bürgerlichkeit zu bröckeln.

Und die ApO, „68er“? Unter den Talaren – sitzt der Muff von 1000 Jahren! „68er“ ist schon mal das falsche Schlagwort. Denn so wird die ApO – die außerparlamentarische Opposition auf einen Studenten-Protest reduziert, der vorzugsweise und zwangsläufig in die RAF mündete. Für mich hat das Methode. 68er-Bashing, gerne auch im Fernsehen. Inzwischen sind die 68er ja angeblich auch daran Schuld, das katholische Priester Kinder ficken. Und der Werteverfall. Und… lassen wir das mal beiseite.

In der Mitte der Sechziger gerät die BRD in Bewegung. Die Gewerkschaften wollen ein neues Betriebs-Verfassungs-Gesetz. Der Innenminister Herrmann Höcherl meinte, er könne nicht den ganzen Tag mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen. Mieter wollen menschenwürdige und bezahlbare Wohnungen. „Samstags gehört Papi mir“, das war der Kampf um die 40-Stunden und die 5-Tage-Woche. Ludwig Erhardt, Wirtschaftsminister und Adenauer-Nachfol-ger wollte die „formierte Gesellschaft“.

Lehrjahre sind keine Herrenjahre! Lehrlinge wollten eine eigene Vertretung in den Firmen. Wir denken selber! Jugendliche wollten Jugendzentren und da auch noch mitbestimmen. Schüler wollten Veränderungen in den Schulen. Studenten in den Universitäten. Nahverkehr. Wegen Preiserhöhungen wurden Straßenbahnen und Busse blockiert. Frauen wollten mehr Rechte. Zur Erinnerung: Frauen durften nur mit schriftlicher Zustimmung ihrer „Ehegatten“ eine Arbeit aufnehmen. Sie bekamen kein eigenes Bankkonto. Zwei nicht verheiratete Menschen in einem Raum oder einer Wohnung zu beherbergen erfüllte den Kuppelei-Paragrafen. Die Strafe: Zuchthaus. Homosexualität war strafbar. Zuchthaus. Ehebruch eine Straftat. Aber Prügelstrafe für Kinder war erlaubt.

Oswald Kolle drehte „Helga“, den Aufklärungsfilm und die Pille kam auf den Markt. Sexualität, Aufklärung, Verhütung waren schon vor den „68ern“ bewegende Themen.

Was hast Du im Krieg gemacht? Die Jugend stellte bohrende Fragen nach der „Nazi-Zeit“. Beate Klarsfeld ohrfeigte öffentlich den NSDAP-Mann und BRD-Kanzler Kurt Georg Kiesinger. Was haben die welche Konzerne mit KZ-lern verdient? Wer hat was wovon gewußt? Die Leute vom 20. Juni waren weiter Vaterlandsverräter und zu Recht verurteilt. Zu all diesem gab es Proteste und Aktionen. Auf den Straßen und in Betrieben, Schulen, Universitäten. Das war die ApO.

DIE AUSSERPARLAMENTARISCHE OPPOSITION.

Gammler und Uhus, kommentierte Kanzler Erhard die Anfänge. Bald wurde das Bild der Öffentlichkeit von weiteren Protesten bestimmt. Amis raus! Ho-Ho-Ho-Tschi-Minh! Vietnam-Krieg, Waffenstationierung, Kolonial-Kriege, Black and White – unite unite! Die Bürgerrechtsbewegung in den USA. Martin Luther King erschossen.

Dubchek – Dubchek! Der Prager Frühling von Panzern niedergewalzt. Liberte, Egalite, Fraternite! Die Fremdenlegion schlägt den Pariser Mai nieder. „The answer my friend, is blowing in the wind“. Begleitet wurden all diese Proteste zunehmend mit kulturellen Formen. Aus Folksongs werden Protest-Songs.

„Ich will nen Cowboy als Mann“, aus Schlagern wird Rock: „To old to rock‘n‘roll, to young to die“. Das Kabarett wird politisch. Kunst-Aktionen provozieren. Film und Theater brachen mit den Konventionen. Nacktheit als Ausdruck des Protestes. Die Bewegungen schufen Symbole, Moden und Lebensformen. Sex and Drugs and Rock‘n‘Roll. Love and Peace, Woodstock, Hippies, Gammler (frühe Leistungsverweigerer), Wehrdienstverweigerung, Fahnenflucht. Sit ins. Blockaden. Die Republik brauchte auf einmal Notstandsgesetze, die die Bürgerrechte beschränken konnten. 30.000 demonstrieren dagegen in Bonn.

„Ich trinke Jägermeister, weil… in Deutschland darf nie wieder ein Joint ausgehen.“ Zu den staatlich geförderten Volksdrogen Alkohol und Tabak, gesellte sich der Joint und harte Drogen. Tenor der Gesellschaft lautete und lautet: kaufen, kaufen, kaufen. Konsumterror. Haste was, biste was. Werbung überall. Allerdings war das nichts gegen das heutige „Geiz ist Geil“ in der Black Week.

Leberwurst-Taktik der Polizei auf der Schah-Demo in Berlin vor der Deutschen Oper: „Reinstechen und nach beiden Seiten ausquetschen!“. Benno Ohnesorg in „Notwehr“ erschossen. Sechstagekrieg in Nahost. Che Guevara erschossen. Rudi Dutschke angeschossen. Enteignet Springer!

Dann wurde die Gesellschaft, der Kapitalismus, insgesamt in Frage gestellt. Hier endlich bekamen die „68er“ ihre medial führende Rolle. Sie konnten Theorie. Aber sie konnten sie nicht verständlich machen. Sie eigneten sich aber als Zielscheibe, als streikende Arbeiter oder protestierende Lehrlinge. Der Staat zeigte sich unfähig zum Dialog und reagierte mit Verunglimpfung, Berufsverboten und zunehmend mit Gewalt. Knüppel, Tränengas, Wasserwerfer. Politische Anklagen und Verfahren.

Mitglieder der Kommune 1 vor Gericht: „Angeklagter, erheben Sie sich vor dem hohen Gericht!“. Langhans: „Wenn‘s der Wahrheitsfindung dient…“ Dabei wurde der Staat, die Obrigkeit, immer wieder mit Witz und Ironie vorgeführt. Vorneweg die Bekannten aus der Kommune 1. „Advent, Advent, ein Kaufhaus brennt…“, Ein Kaufhaus-Attentat – mit Backpulver. „Belibi“ statt „Alibi“, usw.

Es entsteht eine Vielzahl politischer Gruppen, die sich zu der einen oder anderen Richtung des Kommunismus bekennen. Die DKP kann davon wenig profitieren. „Demokratie wagen“. Eher ist es die SPD unter Willy Brandt, die von der Auf- und Umbruchstimmung der ApO – nicht „der 68er“ – profitiert.

„Mein Bauch gehört mir“, die Abtreibungsfrage ist großes Thema der frühen Siebziger. Es ging darum den § 218 abschaffen und es der Frau zu überlassen, wie sie mit einer Schwangerschaft umgehen wollte. Die friedliche Ko-Existenz, Ostpolitik, der Kniefall Brandts in Warschau, die Modernisierung der Gesellschaft, das alles ist in der BRD bestimmend. Friede den Hütten – Krieg den Palästen. Gleichzeitig die Aktionen der RAF. Kaufhausbrand, Attentate, Entführungen. Mao Tse Tun: „Der Revolutionär muß sich im Volk bewegen wie der Fisch im Wasser.“. Baader und Ensslin nach Schußwechsel festgenommen. International: Der Terrorismus und die Ölkrise, die Flugzeugentführungen und das Olympia-Attentat in München. Der Staat der Brandt-Ära reagiert unsicher, uneinheitlich und inkonsequent. Die sozial-liberale Koalition verschärft Gesetze, stellt Personengruppen unter Generalverdacht, erlässt Berufsverbote, stellt neue Polizeieinheiten – die GSG 9 – auf. Stammheim. Hochsicherheit. Es gibt Tote. Auch bei Demonstranten und RAF-Symphatisanten. Im deutschen Herbst schafft es ein Dutzend hoffnungsloser Gewalttäter die Republik zu verändern.

Wir haben keine Chance, also nutzen wir sie

Doch die ApO ist nicht verschwunden. Sie produziert immer wieder ironische und subversive Aktionen, die die Absurdität staatlichen Handelns vorführen. Als es in der RAF-Hysterie darum geht „Waffen“ sicher zu stellen, betrachten Behörden Äxte und Brecheisen als gefährliche Bewaffnung. Daraufhin wird in Berlin ein Aufruf verteilt, in der ein „Senator für Innereien“ die Bevölkerung auffordert, sofort alle Äxte, Kuhfüsse, Schaufeln, Sensen etc., bei den örtlichen Polizeirevieren abzuliefern. Am nächsten Tag stehen Dutzende mit diesen „Waffen“ in den Händen vor den Revieren…

Die Arbeitslosenzahlen steigen und einige sehen darin auch eine Chance Leben anders zu gestalten. In den Städten läuft die Gentrifizierung, ganze Stadtteile sollen abgerissen werden. Damals wußten es viele noch: Häuserkampf ist Klassenkampf. Wohnraum wird endgültig zur Ware. Häuser werden besetzt und geräumt. Fabriketagen umgebaut. Ende der Siebziger findet in Berlin der „Tu-Nix-Kongress“ statt.

Seit den fünfziger Jahren wird die Atomindustrie staatlich gefördert. Anfang der Siebziger: Der Club of Rome und das MIT benennen die Grenzen des Wachstums, sie zeigen die Endlichkeit der Naturressourcen und warnen vor Klima- und anderen Katastrophen. Autofreier Sonntag – protestfreie Reaktion auf die Öl-Krise. Das waren für die Kern-Gruppen der APO keine Themen, doch viele aus ihrem Umfeld bewegten die Grenzen des Wachstums.

So entsteht ab Mitte der Siebziger die Umweltbewegung mit unterschiedlichsten politischen und gesellschaftlichen Ansätzen. Die Atompolitik wird in Frage gestellt. Auf Proteste gegen Atomanlagen reagiert die Politik wie gehabt. Mit Gewalt, Verbot und Gesetzesbeugung. Die Aktivisten der Bewegung werden sofort in die Nähe der Kommunisten, Terroristen und der DDR gestellt. Strauss zu Wackersdorf: „Kommunistische Umstürzler fordern den Staat heraus“. Nachdem die Polizei grade bayerische Bauern und Hausfrauen verprügelt hatte. Hier erweist sich die unübertreffliche bewußtseinsbildende Kraft der Schlagstöcke.

Der Tod ist ein Gevatter aus Gorleben. Brockdorf, Grohnde, Wyhl, Gorleben, Wackersdorf sind nun die Synonyme der Protestbewegung. Parallel wird die Umweltproblematik vertieft, nach Alternativen gesucht und die Friedensbewegung gewinnt mit der „Nachrüstung“ an Zulauf. Frieden schaffen ohne Waffen. Pulloverstrickende Ökos und pazifistische Spinner. Letztlich entstehen daraus die Grünen. Die Medien sind nicht mehr die der Sechziger.

Es wird viel deutlicher, das diese Bewegung nicht nur von Intellektuellen, „Ideologen“ und arbeitsscheuen Gesindel getragen wird. Gleichzeitig verschärft der Staat die Versuche der Kriminalisierung, ermittelt wegen krimineller Vereinigungen, versucht die Bewegung zu unterwandern, schiebt Anti-Atom-Gruppen RAF-Waffen aus der Asservaten-Kammer unter. Und alles fällt ins Celler Loch. Der Staat sucht an den Atomanlagen die „Schlacht“. Bau-Plätze werden besetzt und geräumt. Albrecht erwägt den Einsatz mit scharfer Munition. „Mein lieber Herr Albrecht!“ Gorleben-Treck nach Hannover. Das NEZ ist nicht durchsetzbar, meint Albrecht. „Salamie-Taktik, Stück für Stück bauen“, empfiehlt ihm Kanzler Schmidt.

Der Traum von einer Sache. Das Dorf 1004 – das ist bekannt?! Inzwischen gilt für die Protestler – die mehr wollen als gegen etwas zu sein, die Bezeichnung „Alternative“. Spätestens seit den 90er Jahren existieren die Für-etwas-Bewe-gungen, Stichwort BIO. Ökologie in vielen Facetten, Öko-Landwirtschaft, Windenergie, Solarenergie, Bio-Gas. Es sind Amateure, Laien die das entwickeln. Arche-Höfe, Tierschutz, Vegetarismus, Konsumverzicht, dezentrale Versorgung und Erzeugung, Bio-Läden, Solidarische Landwirtschaft und Plastikvermeidung. Alles vor dem Hintergrund der – euphemistisch „Klimawandel“ – genannten Katastrophe.

Growian (Größte Windkraftanlage) und Maiswüste. Gleichzeitig zeigt der Kapitalismus, dass er aus jeder guten Idee, von Wind-Energie bis Bio-Gas, eine profit-trächtige Perversion schafft. Die zunehmende Spürbarkeit der Klima-Katas-trophe schafft internationale Proteste. „Das sollen die besser den Experten überlassen.“ Fridays for Future. Und dazu der – scheinbar immerwährende – Gorleben-Widerstand.

Was sind die Verbindungen, Gemeinsamkeiten, was die Unterschiede, zu vorherigen Protestbewegungen? Es gibt bei allen außerparlamentarischen Aktionen die persönliche, direkte Betroffenheit und die gesellschaftliche, allgemeine Betroffenheit. Letztere speist sich aus dem moralischen Empfinden medialer Verbreitung. Sie ist oft sozialschicht-spe-zifisch. (Intellektuelle/Bürgertum etc.) Diese Bewegungen – sie können sich natürlich auch Schichtübergreifend entwickeln – werden zunächst von einigen Aktivisten getragen, die eine mediale Plattform finden. Die Bewegung wächst und wird zunehmend mehr medial begleitet. Sie erreicht einen Höhepunkt, ist medial keine Sensation mehr und so beginnt nach einiger Zeit die Bewegung abzuebben – egal ob die propagierten Ziele erreicht wurden oder nicht. Ein Teil wendet sich neuen Themen zu, ein Kern behält die Zielsetzungen im Blick – das Medieninteresse verschwindet.

Anders im Fall der direkten Betroffenheit. Erreicht da der Protest sein Ziel, endet die Bewegung. Bleibt aber der Anlass – als tägliche Erinnerung/Bedrohung – hält sich eine Bewegung, auch ohne ständige Medienpräsenz. Da sich die Form eines Straßenprotestes schnell abnutzt und nur bei großer Quantität Medieninteresse weckt, sind die Aktiven gezwungen sich immer neue Aktions-Formen auszudenken, um ihre Ziele und Ideen präsent zu halten und auch außerhalb der Tages-Medien zu verbreiten. Hier spielen Kunst und Kultur in Aktionen, als Transporteur von Inhalten, eine große Rolle. Das alles bezieht sich auf die Zeiten vor den sogenannten sozialen Medien. Aber die sind eine andere Geschichte.

Eines der wichtigen Merkmale des „Atomwiderstandes“ ist die gleichzeitige gesellschaftliche und persönliche Betroffenheit. Sowohl regional als auch international. Durch die persönliche Betroffenheit wird auch die gesellschaftliche Relevanz ständig erneuert. Kommen dann noch globale Ereignisse wie Tschernobyl und Fukushima hinzu, die eigentlich jeden betreffen, entwickelt eine Bewegung gesellschaftlich formende Macht. Dieser Macht stellen sich profitorientierte und rückwärtsgewandte Kreise entgegen. Diese, die Politik und Konzerne, versuchen eine Bewegung „auszusitzen“, Reformen durch Details ins Gegenteil zu drehen und überziehen die Medien mit (bezahlter) Propaganda. Sie versuchen Themen zu verschleppen, bieten Scheinlösungen an, um die Aktiven zu isolieren. Endlagersuche mit weißer Landkarte. Ihre wichtigsten Helfer sind dabei die Politiker und deren Medienpräsenz. Natürlich auch die gesetzgeberische Stellung der Parteien.

Nur wenn es einer Bewegung gelingt, sich der Diffamierung zu entziehen, die „moralisch bessere Position“ zu behalten, kann sie bestehen. Weitaus schwieriger ist es aber den langfristigen Behinde-rungs- und Betrugsversuchen der profit- und machtorientierten Gruppen entgegen zu arbeiten. Die Mauer in Gorleben wird abgebaut – piep, piep, piep, wir ham uns alle lieb. Das ist die Situation des „Gorleben-Widerstandes“.

Und damit frage ich, was ergibt sich daraus für die Zukunft? Wie findet sich der hiesige Widerstand in den unten stehenden Schlagworten wieder?

Die Gewaltfrage – Die mediale Wahrnehmung – Die Kreativität – Die persönliche Vernetzung – Die veränderten Lebenskonzepte – Ist Gorleben angesichts der Klima-Katastrophe noch relevant?

Jetzt sagen Sie mal was…