Autor: Helmut

Konsequenzlos

„…Wichser, Schlampe, Opfer und Hure…“

Die konsequenzlose Gesellschaft

Nie hätte ich mir träumen lassen, ein Moral-Apostel werden zu müssen. Zu scheinheilig war die Moral, die uns in den fünfziger und sechziger Jahren eingetrichtert wurde. Das war Wasser predigen und Wein trinken. Was sollte man von „Moral“ halten, wenn ein bigotter schwäbischer Ministerpräsident sich als „fürchterlicher“ Marinerichter entpuppte, der noch nach Ende des 2. Weltkrieges Todesurteile gegen „Deserteure“ fällte. Was sollte mensch von einem Innenminister halten, der meinte, er könne nicht immer das Grundgesetz unter dem Arm tragen? Heute sehe ich eine gesellschaftliche Verkommenheit und eine emotionale Verrohung einer Art, wie sie mir früher nicht vorstellbar war. Und das trifft für Vieles zu.

Mobbing oder Hänseln?

Das was heute Mobbing genannt wird ist im Kern nicht neu. In den Schulen der Berliner Arbeiterviertel, die ich besuchte, waren schon vor Jahrzehnten Bezeichnungen wie Fettsack, Feigling, Arschloch, Schwächling, usw., Begriffe, mit denen Mitschüler ihre Klassenkameraden belegten. Und unter den Mädchen ging es ähnlich zu – nur waren es da andere Begriffe. Konsequenzlos weiterlesen

nonEgalitè

Alle Menschen sind nicht frei.

Alle Menschen sind nicht gleich.

Alle Menschen sind nicht Brüder.

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..

..

Menschen sind nicht alle frei.

Menschen sind nicht alle gleich.

Menschen sind nicht alle Brüder.

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Beethoven war ein Utopist.

Wurde er deshalb taub?

Überfluss bringt nur Verdruß

Wer die Armut nicht kennt,

weiß den Reichtum nicht zu würdigen.

Wir tragen Stoffe

von denen die Könige früherer Zeiten

nicht einmal träumen konnten.

Wir leben in warmen Häusern,

arbeiten in gekühlten Räumen,

essen bis zum Kotzen.

Wir spülen unsere Scheiße

mit Trinkwasser fort.

Wir können selbst Krankheiten heilen,

die wir früher nicht bekommen hätten,

weil wir nie so alt geworden wären,

daß wir sie hätten haben können.

Und, hat uns das was genutzt?

Arme reiche Kinder:

Wer die Armut nicht kennt,

weiß den Reichtum nicht zu würdigen.

Wir fressen die Blüte der Welt –

mit Stumpf und Stiel, in Raum und Zeit –

kahl, bis zur Wurzel.

Und kein Schwein hat Spaß dabei.

Alle klagen.

Das ist Tragik.

Hätte ich nichts Besseres zu tun –

könnte ich mich darüber ärgern.

Irritationen am Wegesrand

Das war der Titel der ersten Landschaftskunstaktion der „1004 wunde.r.punkte wendland“, der späteren „Kulturellen Landpartie“ (KLP), aus dem Jahr 1991. Hier die damals als Fotomappe erstellte Dokumentation, die nur die Teilnehmer bekamen.

Digitalisiert und ergänzt 2020 von Helmut Koch. Lesen von oben nach unten – erst linke Spalte, dann rechte Spalte. Um einen Text besser lesen zu können, kann jede Seite in einem neuen Fenster geöffnet (klick mit der rechten Maustaste) und dort beliebig vergrößert werden.

https://www.kulturelle-landpartie.de/ Irritationen am Wegesrand weiterlesen

Unter einer Linde – nicht von Heinz E.

Unter einem Baum
ner Linde
träumte Traudel
von nem Kinde –
mit dem Manne
den sie hatte.
Doch ihr Auto hatt’n
Platten.

Jetzt beim Bücken
zeigte sie dem geilen Gatten
ihren garnicht platten
fortgeführten unt’ren Rücken.
Und der Hintern
den sie hatte,
bewirkt bei ihm
die schönste Latte.

Unter einem Baum
ner Linde
versucht der Gatte
sich am Kinde
zeugen
schwitzend
beugen…

Wie in Glut
er sich bemühte,
diese Linde
Saft versprühte.
Klebrig klebt auf seiner Schulter platt
ein kleines grünes Lindenblatt.
Ja, das störte schon, ach schade,
und so schrumpft nun grade
seine kleine Zeugungsmade.

Es zaust der Wind
die Lindenkrone
und so geht es ohne
Kind
zum Abschlepp-Dienst.

Und die Moral?
Beim Verhüten
ohne Gummitüten
helfen vielleicht Lindenblüten.
Die Liebe unter einer Linde
klebt –
doch führt nicht oft
zum Kinde.