
Da kommen 138 Flüchtlinge aus Afghanistan. Großer Bohay bei der CDU. Unverschämt, das die alte Regierung „noch schnell“ diese Flüchtlinge ins Land holt, wo der Herr Merz doch gesagt hat, das wird er am ersten Tag seiner Amtsgeschäfte stoppen. Wehklagend heißt es aus der CDU, jeder Flug sei Wasser auf die Mühlen der AFD – die Herr Spahn aber wie jede andere Partei normal behandeln will.
Nun hätte die Öffentlichkeit ohne die Pressemeldungen der CDU, diesen Flug genau sowenig beachtet wie seine Vorgänger, oder besser VorFlieger. Wer leitet das Wasser auf die Mühlen der AFD? Genau, die CDU. Warum macht sie darum soviel Wind? Weil an ihrer Mitgliederbasis viele den Koalitionsvertrag weniger gut finden und meinen, Friedrich Merz hätte schlecht verhandelt.
Aber der will doch unbedingt Kanzler werden. Also wird aus innerparteilichen Gründen die AFD-Mühle zum Klappern gebracht. Nebenbei kann man da den Grünen noch eins auswischen, damit es nicht so auffällt, das die CDU jetzt die Wirtschaftspolitik des Herrn Habeck macht, die sie in der Opposition verhindert hat. Alles Scheinheilig. Gieriges Macht-Klein-Klein in Zeiten großer Krisen.
Wer aber sind die Objekte der Aufregung, diese Flüchtlinge? Als die Parteien, die jetzt in einer Koalition einen „Politikwechsel“ vollziehen wollen, noch eine Koalition hatten, die eine große Koalition war, regierte eine CDU-Kanzlerin und war eine Frau Kamp-Karrenbauer aus derselben Partei Verteidigungsministerin. Dann kam die Flucht der Bundeswehr aus Afghanistan vor den Taliban. Zurückgelassen wurden wahrscheinlich nicht nur Millionenwerte, sondern alle Afghanen, die Angestellte der Bundeswehr waren. Deswegen hatte die „GroKo“ diesen Menschen eine Aufnahmegarantie für Deutschland gegeben. Diejenigen, die jetzt kommen, sind monatelang geprüft und durchleuchtet worden. Aber dann gab es keine Möglichkeit sie auszufliegen, bis Katar das nun vermittelt hat. Seitdem sind diese Flüge* terminiert.
Davon kann ein designierter Kanzler Friedrich Merz natürlich nichts wissen. Oder? Und es gibt auch keinen in der CDU der ihn darauf hinweisen könnte? Kollektiver Black Out. Black Out ist anscheinend bei den Kanzlern der CDU und SPD so eine Art Volkskrankheit. Wie sprach schon der „Alte“, Konrad Adenauer? „So hab isch dat nich jesacht. Und wenn isch dat so jesacht hab, hab isch dat nicht so jemeint!“
Natürlich kennt Herr Merz die Zusage seiner Partei und der Koalitionspartner, der SPD. Er weiß auch welche Art „Flüchtlinge“ da kommen. Aber in seiner Kanzler-werden-Geilheit ist das Wort einer Regierung nichts wert. Wort-brüchig, scheint ohnehin das Leitwort seiner Vor-Kanzlerschaft zu sein. Dafür werden Scheinheiligkeit und Wortbruch mit ernstem Gesicht und staatstragendem Habitus verkündet. Das ist das Wasser auf den AFD-Mühlen!
„Demokratische“ Politiker die sich so verhalten, die nicht kapiert haben, daß die heutige Weltlage mehr verlangt, als den eigenen Vorteil über alles zu stellen, sind keine Vorbilder. Sie glauben anscheinend, das merkt keiner. So wenden sich – nach Jahrzehnten schwindender Hoffnung auf bessere (politische) Zeiten – die Wähler, Prozent für Prozent von diesen „staatstragenden“ Egoisten ab, die keine Gelegenheit auslassen, vor der Kamera zu stehen und ihre Partner, politische Gruppen und soziologische Schichten schlecht zu machen.
Wer von der Bevölkerung verlangt die Demokratie zu schützen, sollte selber Vorbild sein. Wie soll ein Politikwechsel mit Leuten stattfinden, die den alten Politik-Stil zutiefst verinnerlicht haben? Die Einzigen die einen Wechsel im politischen Verhalten zeigen, sind die pöbelnden AFDler. Und das ist der Politikwechsel, vor dem mir noch mehr graust, als vor der Fortsetzung der Regierungspolitik der zwei Parteien (eigentlich sind es drei Parteien, denn die Regionalpartei CSU bestimmt weitgehend die Politik der „Union“), die die Republik genau an den Punkt „regiert“ haben, an dem wir uns heute befinden.
Die politische Eigentor-Schützen-Liste führt Friedrich Merz mit Abstand an. Mit den Herren Spahn und Söder an seiner Seite wird er nun vier Jahre Zeit haben den Machtwechsel zur AFD vorzubereiten.
Was ist von einer Politik, die einen Politikwechsel mit ungedeckten Wechseln und Schecks betreibt, dessen Ziel anscheinend der heilige (Geld)-Schein ist, auch anderes zu erwarten?
*Der von der sparsamen Regierung engagierte tschechische Billigflieger „Smartwings“, fliegt seine Feriengäste auch schon Mal mit nur einem Triebwerk ans Reiseziel. Bericht Radio Prague International vom 17.4.25.